Albert Morey & Fils – Bâtard-Montrachet Grand Cru 1974

Ein scheiß Jahr

Es gibt viele legendäre Weingüter im Burgund. Albert Morey1 ist keines davon. Einen besonderen Ruf hat jedoch die Lage, aus der dieser Wein stammt. Oder eher stammen soll, denn ich bin mir nur zu 80 Prozent sicher auf dem Etikett wirklich noch Bâtard-Montrachet2 entziffern zu können. Aber eine andere Lage in der Nähe von Chassagne-Montrachet die mit Bâ… anfängt und …het endet, kenne ich nicht.

Es gibt auch viele legendäre Jahrgänge im Burgund und 1974 ist keiner davon. Das Frühjahr soll mild gewesen sein, vereinzelt habe es Probleme mit Spätfrost gegeben und ab Ende August kam kubikmeterweise Wasser vom Himmel. Der DECANTER berichtet sogar von Schnee während der Lese und fällt ein eindeutiges Urteil über 1974: “Ignore it.”

Trotzdem schmeckt der Wein von Albert Morey großartig. Viel Röstigkeit, Brioche und Butter. Mich erinnert das an Frankfurter Kranz mit allem drum und dran. Buttercreme, Biskuit, Krokant, Zitronenschalenabrieb. Faszinierend ist aber vor allem die unfassbare Nussigkeit. Geröstete Mandeln, die wohl vom selbstbewussten Einsatz von neuen Eichenholzfässern kommen und ein Walnusston, den ich als Boten einer über die Jahre fortgeschrittenen Oxidation deute und der sich genial und frech an die sonst eher ruhigen braven Aromen anschmiegt.

“1974 war ein scheiß Jahr aber bei dem Alter ist der Keller wichtiger als der Jahrgang”, sagte der Händler, der mir diesen Wein für philanthropische 35 Euro verkauft hat. Der Keller war wohl gut. Denn der Füllstand3 und der nahezu unversehrte Korken haben dafür gesorgt, dass auch nach fast einem halben Jahrhundert noch jede Menge Frische da ist. Eine fast schon spitze Säure gibt dem Wein eine unglaubliche Länge und sorgt dafür, dass er nicht ins plump Buttrige kippt. Das ist Burgund! Manchmal muss man schlaue Jahrgangsempfehlungen auf dem Weg zur Glückseligkeit eben einfach ignorieren.

Albert Morey Bâtard-Montrachet

  • Gereifte Weine aus dem Burgund wie diesen Bâtard-Montrachet von Albert Morey gibt es bei Rot Weiß Rosé in Würzburg zu kaufen
  • Ich habe den Wein selbst bezahlt und er kostet für jeden Kunden 35 Euro
  • Wenn Ihr Punkte wollt, müsst Ihr sie selbst vergeben

close

Melde Dich zum Newsletter an

Einmal im Monat halte ich Euch mit spitzer Feder und gezücktem Champagnersäbel auf dem Laufenden

Im Newsletter berichte ich von Themen auf und neben Champagner & Schorle. Neben exklusiven Newsletter-Content, verlinke ich Reportagen, Verkostungen oder Porträts, die ich entweder für mich selbst oder für andere verfasst habe. Oder auch solche, die ich gar nicht selbst geschrieben, sondern gelesen habe. Kurzum alles, was mich vinophil im zurückliegenden Monat begeistert hat.

Informationen zum Anmeldeverfahren, Versanddienstleister, statistischer Auswertung und Widerruf findest Du in meinen Datenschutzbestimmungen. Um meinen Newsletter für Dich interessant zu gestalten, erfasse ich statistisch, welche Links die Nutzer in dem Newsletter geklickt haben. Mit der Anmeldung erklärst Du Dich mit dieser statistischen Erfassung einverstanden.

  1. Nicht zu verwechseln mit Pierre-Yves Colin-Morey, Caroline Morey, Thomas Morey, Bernard Morey, Marc Morey oder Jean-Marc Morey, die allesamt ebenfalls Weingüter im 300-Einwohner-Dorf Chassagne-Montrachet betreiben []
  2. Eine Grand-Cru-Lage im Burgund in der Chardonnay wächst[]
  3. etwa wurstfingerbreit unterhalb des Korkens[]

Paul Kern

Editor in Schieflage bei Champagner & Schorle

3 Gedanken zu „Albert Morey & Fils – Bâtard-Montrachet Grand Cru 1974

Kommentare sind geschlossen.

Zurück nach oben