Louis Roederer – Champagne Rosé Brut Vintage 2016
Die Innovation sieht man diesem Champagner erst auf den zweiten Blick an. Auf den ersten ist er einfach ein sehr guter Rosé-Champagner: herrlich betörende Frucht, etwas Walderdbeere, Aprikose, zitrische Frische und dezent cremige Hefigkeit. Innovativ ist auf den zweiten Blick und Schluck aber sowohl die Machart als auch die Aromatik und Textur des Champagners.
Zur Machart: Seit einigen Jahren arbeitet Roederer für den Rosé anteilig mit ganzen Beeren, die im Most schwimmend mitgären und bis zu zehn Prozent der Menge ausmachen. Diese als Rosé d’Infusion bezeichnete Methode wird gerade immer populärer in der Champagne. Erfunden hat Roederer dieses Verfahren zwar nicht, gilt aber als einer der Pioniere und begann schon vor über zehn Jahren mit den ersten Experimenten. Dass Rosé d’Infusion gerade jetzt immer häufiger auftaucht, deute ich als Zusammenspiel zweier Phänomene. Erstens suchen Kellermeister in Zeiten üppiger werdender Grundweine mit steigenden ph-Werten nach Möglichkeiten des Gegenwirkens. Auch wenn ganze Beeren, keine Säure beisteuern, liefert das feine Tannin doch einen griffigen Pol, der manchmal fast wirkt wie Säure. Aber auch in vergleichsweise säurereichen Jahren wie 2014 setzt Roederer auf ganze Beeren, der Klimawandel reicht als Erklärungsmuster also nicht aus. Als zweites dem Rosé d’Infusion zuträgliches Phänomen wirkt mit Sicherheit auch der gewandelte Geschmack und die steigende Toleranz für Gerbstoff im Champagner.
Und genau das macht aus Roederers Vintage Rosé 2016 auf den zweiten Schluck mehr als einen simplen sehr guten Rosé-Champagner. Mich erinnert die Grapefruit, Kalamansi und Bitterorange, die mit etwas Luft zum Vorschein kommt, fast ein wenig an die Herbheit von Bandol-Rosé. Die leichte Salzigkeit trägt ebenfalls zu einer schönen Komplexität bei. Einen Konzept-Champagner hat Roederer aber trotzdem nicht geschaffen. Stattdessen einen herrlichen trinkanimierenden, lässigen und nicht überanstrengten Aperitif-Rosé mit Extraprise Schlagkraft.
Innovation kann auch Spaß machen. Infusionen manchmal ebenfalls.