Andre Vigna Gevrey Chambertin

Schales Pech

André Vigna – Gevrey-Chambertin 1978

Obwohl diese Rubrik den Titel Genossen trägt, habe ich diesen Wein nicht wirklich genossen. Nicht, dass er ungenießbar war, wir haben die Flasche auch brav leergetrunken, aber vergleicht man diesen Pinot Noir von André Vigna mit anderen ähnlich lange gereiften Weinen aus dem Burgund – rot wie weiß! –, ist der Genussfaktor doch recht mickrig. Um Missverständnisse auszuschließen: dass sich hinter einem 50 Jahre alten Wein noch ein voller Genuss verbirgt, ist eher die Ausnahme als die Regel. Damit Weine gut reifen, müssen allerhand Parameter stimmen, angefangen vom Handwerk des Winzers im Weinberg bis hin zur Luftfeuchtigkeit im Keller. Dass mich dieser Gevrey-Chambertin weniger begeistert als ein 1974er Santenay oder ein 1978er Bâtard-Montrachet, möchte ich also gar nicht Herrn Vigna in die Schuhe schieben. Es ist vielleicht auch einfach Pech.

Auffällig ist bereits die Farbe, die zwar kurz nach dem Öffnen ohne nennenswerten braunen Einschlag dunkelrot und leicht violett schimmert, aber sehr viel Trübung aufweist wie ein unfiltrierter Zwetschgensaft. Die Nase ist im ersten Moment durchaus ansprechend, hat eine schöne Frische und erinnert an vollreifes Steinobst. Im Mund zeigt sich dann aber schnell der verfallene Charakter des Weines. Es dominieren malzige Noten, die an Lutschpastillen der Marke Islamoos erinnern. Eine leicht modrige Aromatik wie von im Küchenschrank vergessenen Rosinen ist ebenfalls auszumachen. Auch hat der Wein jegliche Fülle verloren. Zwar ist noch eine frische Säure spürbar, der Körper ist jedoch zusammengesackt und müde. Binnen Sekunden ist der Wein im Gaumen verflogen und hinterlässt nur einen schalen Rotweinnebel.

Auch im Glas ist der Wein von einem rasanten Verfall geprägt. Während der erste Schluck noch von einer gewissen Frische geprägt gewesen war, hat der Wein nach etwa zehn Minuten seine rubinrote Farbe gegen Brauntöne und die angeklungene Restfrucht gegen eine dröge Melassenaromatik eingetauscht. Dass sich alte Weine nach dem Öffnen schnell verändern, kommt häufig vor. Deswegen sollte man sie in der Regel auch am selben Tag leertrinken. Ausnahmen gibt es natürlich auch hier wie einen vor längerer Zeit genossener Riesling Kabinett von Maximin Grünhaus aus den 80ern, der auf wundersame Weise geöffnet im Kühlschrank 14 Tage stabil war. Vielleicht war das aber auch einfach Glück.

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