Schätzel Pettenthal Riesling Großes Gewächs

Mineralität

Weingut Schätzel – Pettenthal Riesling Großes Gewächs 2014

Ein 2014er Pettenthal Riesling Großes Gewächs vom Weingut Schätzel in Nierstein ist einer der ersten Weine, die ihren nahezu vollständigen Reifezyklus von blutjung bis trinkreif in meinem eigenen Keller verbracht haben. Einlager-Veteranen werden mich belächeln, aber ich habe erst vor vier bis fünf Jahren angefangen Weine wegzulegen. So auch diesen Riesling, den ich 2015 oder 2016 beim Weingut gekauft habe. Nach sechs Jahren beginnt das gerade erst Spaß zu machen. Will heißen, die Säure hat ihr ruppiges Gewand abgelegt, zeigt sich aber immer noch bissig und etwas ungestüm.

Kai Schätzel ist beim Schwefel Verfechter des As-much-as-possible-Ansatzes und zitierte gern Egon Müller, der auf die Frage eines Journalisten How much sulphites do you use? mit As much as possible geantwortet haben soll. Das ist bemerkenswert, wenn man betrachtet, dass sich seine Rieslinge um Plätze auf zahlreichen hippen Weinkarten dieser Welt mit Winzern streiten, die eher der Wer-schwefelt-ertränkt-auch-Katzenbabies-Philosophie anhängen. Der selbstbewusste Schwefeleinsatz führt bei mir mit meiner für diesen Stoff sensitiven Nase dazu, dass ich Schätzels Weine jung kaum trinken kann, ohne zu Husten. Nach in paar Jahren, wenn der SO2-Gehalt unter die 40 freie rutscht, entpuppt sich das aber als ein wahrhaftig spaßiger Riesling.

11,5 Volumenprozent sorgen für einen enormen Trinkfluss. Die knackige Säure und der gewisse Gerbstoff für einen enormen Druck, weswegen sich der Pettenthal im perfekten Schnittmengenbereich von unkompliziert und anspruchsvoll bewegt. Außerdem ist das einer der wenigen Weine, bei dem man den Begriff mineralisch durchgehen lassen kann. Denn er schmeckt nach Salz, was eins der wenigen sensorisch wahrnehmbaren und durch Mineralien erklärbare Phänomen im Wein ist. Rauchigkeit hat genauso wenig mit Mineralität zu tun, wie eine vibrierende Säure oder Kräutrigkeit. Die berüchtigte Feuersteinnote ist beispielsweise ziemlich treffsicher auf Benzylmercaptan zurückzuführen, eine Thiolverbindung die mit Mineralien soviel zu tun hat wie Pouilly Fumé mit Maracujasaftschorle. Wer das verständlich und fundiert nachlesen möchte, der tut das am besten auf Originalverkorkt. Und hört danach hoffentlich auf, ständig Mineralität zu sagen!

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