Claire Naudin Pinot Noir

Großer Wein, k(l)eine Lage

Claire Naudin – Viola Odorata 2017

Es gibt Weine, die muss man einfach sofort leer trinken. Der Viola Odorato von Claire Naudin ist so einer. Denn dieser Pinot Noir von der Côte de Nuits im Burgund hat einen fast schon unverschämten Trinkfluss. Knackige Sauerkirsche, Rote Johannisbeere und ein Veilchenduft, der mich fast an gereiften Barolo aus kühlen Jahren erinnert. Mir ist erst im Nachhinein bewusst geworden, dass Viola Odorata der lateinische Terminus für Duftveilchen ist. Die Textur ist dann wieder ganz und gar nicht Barolo, sondern eindeutig Burgund. Zart, tief, sanft aber nicht glatt geschmirgelt.

Claire Naudins Weingut befindet sich in Magny-les-Villers, wo sich die Reben der Côte de Nuits und der Côte de Beaune die Hand geben. Ihre Weinberge liegen recht verstreut. Naudin bewirtschaftet Rebflächen in Aloxe-Corton, Nuits-Saint-Georges, Ladoix, in der Grand Cru Lage Echezeaux und in zahlreichen Parzellen ohne große Namen. Die Trauben für den Viola Odorato stammen etwa aus verschiedenen Lagen, En Vireville und En Fontenelle, des recht unbekannten Orts Corgoloin nördlich von Beaune. Im Keller arbeitet Naudin mit verschwindend geringen Schwefelgaben, füllt ihre Weine aber mit recht viel CO2 in die Flaschen. Für sie eine schonendere Art der Konservierung, die dem Wein weniger Komplexität raube. Wenn sie bitzeln, solle man sie eben dekantieren.

Leider gibt es die Weine von Claire Naudin nicht in Deutschland zu kaufen. Mir ist er bei einem französischen Weinhändler in Budapest in die Hände gefallen. Obwohl man solche Weine eigentlich sofort leer trinken muss, konnte ich mich beherrschen und habe mir ein paar Schlücke für den nächsten Tag aufgespart. Zum Glück! Denn obwohl der Wein an Tag 1 keinen verschlossenen Eindruck gemacht hat, ist er an Tag 2 nochmal eine Spur frischer, komplexer, zügelloser. Zu den kühlen, gedeckten Fruchttönen gesellen sich rauchige Aromen, die nicht an Barriques, sondern an Bleistiftminen erinnern. Dazu kommt eine reife vegetabile Aromatik mit Ähnlichkeiten zu roten Chilis oder geräuchertem Paprikapulver, weswegen der Wein dezente Assoziation an Kolbász, die ungarischen Antwort auf Chorizo, hervorruft. Wie er an Tag 3 schmeckt, habe ich leider nicht mehr mitbekommen. Also auf ins Burgund. Oder nach Budapest.

Mehr Informationen zu diesem Wein im Steckbrief

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