Portugal Bairrada Quinta do Poco do Lobo

Kein Kopfstand

Quinta do Poço do Lobo – Bairrada 1995
und Château les PinsCôtes du Roussillon Village 2001

Alte Weine genießt man meistens unverhofft. Und das weckt Hoffnung, wie diese beiden unerwartet himmlischen Weine verdeutlichen. Nicht dass ich schlechtes erwartet hätte, viel eher habe ich gar nichts erwartet, weil ich vergleichbare Weine nie oder kaum getrunken habe.

Einmal handelte es sich dabei um einen Château les Pins Côtes du Roussillon Village von 2001, klassischer GMS-Blend, also Grenach, Syrah und Mourvèdre. Anders als viele Weine Südfrankreichs jazzt eine agile Säure den Wein nach oben, macht ihn unglaublich lebendig und agil, auch nach 20 Jahren. Der ohne Zweifel beste alte Roussillon – abseits von süßem Banyuls – , den ich je im Glas hatte.

Das Säure-Reife-Verhältnis ist auch im zweiten unverhofften Juwel das stilprägende Element. Der 1995er Rotwein der Quinta do Poço do Lobo aus Bairrada in Portugal, der wie eine Mischung aus Sangiovese und Cabernet daherkam, ließ mich kurz an einen Super Tuscan denken, bis eine charmante Rustikalität diesen Gedanken wieder durchkreuzte. Stattdessen steckt dahinter die Hauptrebsorte des Bairrada: Baga. Eine der spannendsten Sorten für Altweine, weil sie über Jahrzehnte zuverlässig eine griffige Säure bewahrt.

Hoffnung habe ich deswegen, weil diese beiden Weine mit dem ganz normalen Wahnsinn der Altweinwelt recht wenig zu tun haben. Nachkaufen kann ich sie zwar auch nicht, dafür sind sie zu rar, zu alt und damals zu wenig zum Sammeln und Weglegen konzipiert worden. Doch genau deswegen und im Gegensatz zu Wertanlagen von Selosse bis Rousseau, schlummern ihresgleichen noch in sämtlichen Kellern und irgendwann kommen liebe Freunde und öffnen Sie. Das beruhigt mich, einmal in Bezug auf meine Freunde und auch in Bezug auf die Weinwelt.

Die Zwangslage, irgendwelche Kopfstände für teure, rare Pinots oder Bordeaux’ zu machen, um in den Genuss perfekt gereifter, weise anmutender Weine zu kommen, ist gar nicht so ernst, wie man manchmal denkt. Vielleicht sollen wir alle etwas weniger ans Burgund denken. Wahrscheinlich ergibt sich dort aber auch noch Unverhofftes.

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