Vega Sicilia – Unico Ribera del Duero 2010
Was macht einen Wein besonders? Die Antwort auf diese Frage kann sehr vielfältig ausfallen. Oft ist es seine Unberechenbarkeit, sein Überraschungsmoment, ein Wow-Effekt. Besondere Weine faszinieren oft, weil sie nie zuvor geschmeckte Aromen in den Gaumen katapultieren oder Aromen so in Szene setzen, wie man es nie für möglich gehalten hätte. All das macht Vega Sicilia nicht. Und trotzdem ist Unico ein besonderer Wein, ein besonders guter sogar. Das Besondere äußert sich im Fall von Vega Sicilia in einer vorhersehbaren Perfektion, in perfekter Tanninregulierung, passgenauer Säure und idealem Reifemanagement.
Ich habe selten einen holzigeren Wein verkostet. Aber da man bei Vega Sicilia vermutlich nur das beste Holz kauft, das man auf Planet Erde für Geld erwerben kann, habe ich auch selten einen Wein getrunken, bei dem mir das Holz besser geschmeckt hat. Ich habe Verkostungsnotizen gefunden – etwa von Robert Parker –, die im 2010er einen vergleichsweise delikaten Unico-Jahrgang sehen, was ich solitär ohne Vergleichsjahrgänge kaum nachvollziehen kann. Für mich besteht der Wein aus maximaler Konzentration und einem Potpourri frischer Himbeermarmelade, Heidelbeersaft, einem großen Brocken Süßrahmbutter, hochwertiger Bitterschokolade, ofenfrischer Kokosmakronen, Süßholz, Zimt und Bourbon-Vanille. Alles maximal ausgereizt, alles perfekt gestriegelt und abgeschmeckt, wahnsinnig trinkanimierend, wahnsinnig lecker, wahnsinnig glatt, und wahnsinnig gemacht. So gemacht, dass ich mich ehrlich gesagt nie gefragt habe, welche Rebsorten hier Verwendung finden. Tempranillo? Cabernet? Merlot? Ein bisschen Petit Verdot? Das scheint keine große Rolle zu spielen. Eine weingewordene Tan Line.
Bemerkenswert ist, wie gut Säure, Tannin, Extrakt und Süße ineinandergreifen. Bei Weinen dieser Machart –mit Betonung auf machen – darf nichts dem Zufall überlassen werden. Fast 100.000 Flaschen stehen hinter Unico, eine unvorstellbare Menge, die für Unberechenbarkeit keinen Platz lässt. Wer zwei Tonneaux im Burgund verkauft, darf sich gut und gerne auf seinen von Gott zweimal geküssten Weinberg verlassen, der Säure, Tannin und Extrakt ganz von sich perfekt reguliert. Wer hat, der hat.
Ab einer gewissen Größe hilft Gottvertrauen kaum weiter und das Machen wird unumgänglich. Auch wenn ich persönlich mit den etwas freigeistigeren Weinen mehr anfangen kann und Unico sicher kein Wein ist, mit dem ich alt werden möchte, muss ich zugeben: Wer kann, der kann. (Es ist übrigens Tempranillo mit Cabernet Sauvignon)