Heinz Wagner – Sekt Brut Nature 2019
Wer im Schwarzwald keine Weinberge vermuten würde, liegt man völlig richtig, es gibt dort nämlich keine Weinberge. Und es gibt dort auch keinen Heinz, der Wagner heißt. Dafür Maximilian Wagner, dessen Großmutter Hedwig Heinz hieß und deren Großvater Gründungsmitglied der Kallstädter Winzergenossenschaft gewesen sein soll. Maximilian Wagner wiederum war zuvor Co-Gründer der hippen Vermouth-Marke Belsazar und startete 2016 das Sekthaus Heinz Wagner auf 777 Metern Höhe in Sankt Blasien im Schwarzwald.
Häufig sind solch verdächtig sorgfältig zusammengetragene Gründungsgeschichten Vorboten vernachlässigter Qualität. Im Fall von Heinz Wagner steht hinter dem Story Telling aber auch jede Menge Handwerk und starke Sekte. Kellermeister – und seit 2021 auch wichtigster Traubenlieferant – ist Max Greiner, der auch mit seinem eigenen Weingut in Obereggen am Fuß des Schwarzwaldes tätig ist. Die Basis für den 2019er stammt aus dem Markgräflerland und vom Tuniberg, wo Wagner Trauben, Most und Grundwein kauft.
Der Sekt besteht zu 60 Prozent aus weiß gekeltertem Pinot Noir und zu 40 Prozent aus Chardonnay, die im Frühsommer 2020 in Sankt Blasien gefüllt wurden. Mit sowohl cremigen als auch herben Aromen entspricht er einem wunderbar neo-klassischen Stil: Brioche, Süßrahmbutter, etwas grüner Apfel und Abate-Birne, gute Säure, Tafelkreide, etwas Heu, Estragon und ein feiner Tanningrip. Mit derzeit 23,90 € bekommt man hier viel Champagner-Vibes für wenig Geld.
2019 lief der Ausbau der Grundweine noch etwas anders ab und lag noch mehr in den Händen der Zulieferer. Seit 2022 kaufen Wagner und Greiner für den weißen Sekt nur noch Most und Trauben – großteils von Greiners Weinbergen in Obereggen – und vergären alle Grundweine selbst im Holzfass ohne Schönung und ohne Reinzuchthefen. Der Rosé, der etwas weicher, aber auch sehr spannend und eigenständig ist, besteht nach wie vor zum Teil aus zugekauften Grundweinen, die im Edelstahl mit Reinzuchthefen gären. “Dem Rosé steht das sowieso gut”, begründet es Max Greiner.
Ich bin sehr gespannt, wie sich die Sekte aus selbst vergorenen Grundweinen von Greiners Trauben entwickeln, die gerade noch sur lattes reifen. Wenn die Sekte schon auf Basis recht generischer Grundweine so stark sind, kann man hier Großes erwarten. Gut möglich, dass Deutschlands höchstgelegene Sektkellerei, dann auch zu den besten gehört.
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