Janisson Baradon – Champagne Extra Brut
Ich beschreibe hier selten Weine, die einfach lecker sind. Nicht weil mir leckere Weine nicht schmecken, sondern weil über Dinge zu schreiben meist einer einfachen Regel folgt: das Außergewöhnliche vor dem Gewöhnlichen. Der Champagne Extra Brut von Janisson Baradon ist jedoch genau das: einfach lecker. Zumindest aus Nerdperspektive gedacht, denn natürlich ist ein Champagner dieses Formats nicht einfach lecker. Er ist sogar außergewöhnlich gut. Hat viel Tiefe, eine sehr samtige Perlage und eine gute, leicht herbe Bissigkeit. Stilistisch aber eben doch ein eingängiger, gefälliger und ja, leckerer Stil.
Aromatisch dominiert das, was man in der Weinsprache häufig etwas diffus als “gelbe Früchte” bezeichnet. Und tatsächlich fällt es schwer, sich hier auf eine gelbe Frucht festzulegen. Viel eher präsentiert sich das Aroma als Sammelsurium: ein bisschen Mirabelle, ein bisschen Quitte, ein wenig Birne. Auch die Nussigkeit will sich nicht so richtig auf ein spezifisches Gewächs festnageln lassen und bewegt sich irgendwo zwischen rohen Haselnüssen und gerösteten Mandeln. 50 Prozent Chardonnay, 50 Prozent Pinot Noir, 36 Monate Hefelager, zwei Gramm Dosage, 70 Prozent Trauben aus 2017 und 30 Prozent 2016er Reserveweine aus Holzfässern: das klingt alles andere als radikal. Zugegebenermaßen schmeckt das auch nicht gerade Horizont-erweiternd. Und gerade deswegen so gut!
Ich schreibe hier ja häufiger von Dialektik und auch der Extra Brut von Janisson Baradon ist ein dialektischer Wein. Denn obwohl er für mich eindeutig ein Hier-ein-bisschen-da-ein-wenig-Champagner ist, prägt er sich fest ins vinophile Langzeitgedächtnis ein. Gerade weil er so rund, so ausgewogen und ja, lecker ist. Dabei ist er durch die zarte rauchige Holznote kein wenig beliebig, durch die straffe Säure nicht plump, durch die niedrige Dosage nicht zu fruchtig und durch das spürbare Acetaldehyd nicht zu brav. Ein Champagner für Nerds und Neulinge. Wem das nicht schmeckt, mag keinen Wein.