Piratenwein
Obwohl Tokaji1 auf eine lange Geschichte zurückblicken kann und schon im 17. Jahrhundert in Flaschen gefüllt und an den Hof des Zaren geschickt wurde, waren die Weine aus Ostungarn mit der Zeit von der Landkarte und den meisten Weinkarten verschwunden – und tauchten wenn überhaupt meist in Form der edelsüßen Aszú-Weine auf. Dass Tokaj auch für trockene Weißweine eine der großen Regionen sein kann, beweisen mittlerweile aber zahlreiche erstklassige Weingüter. Eines davon ist Gizella.
Trockenen Wein aus der Süßweinregion Tokaj als Geheimtipp oder das nächste große Ding anzupreisen, wäre vermessen, denn die Entwicklung hin zu trockenen Weinen ging bereits Anfang des Jahrtausends los. Damit ging auch einher, Tokaji zunehmend als reinsortigen Furmint auszubauen und auf die traditionelle Exotikspritze durch die Rebsorte Hárslevelű zu verzichten. Außerdem sind Spitzentokaji heute fast immer Lagenweine. Bomboly in diesem Fall.
Furmint vergleichen viele immer mal wieder mit Riesling und auch dieser Furmint ist der prädestinierte Pirat in einer Rieslingblindverkostung. Wie auch die besten Rieslinge ist Gizellas Furmint, der mit Sicherheit zu den besten trockenen Weinen in Tokaj gehört, nach vier Jahren noch jugendlich und ungestüm. Eine spritzige limettige Säure und ein zartes Feuersteinaroma. Die Frucht erinnert an vollreife Mirabellen und ein bisschen Aprikose – inklusive marzipanähnlichem Kern –, was in einer Rieslingblindverkostung vermutlich einen Tipp auf Pfälzer Riesling nahe gelegt hätte. Dezenter grüner Spargel, geschnittenes grünes Holz und Stachelbeere erinnern dann plötzlich an Sauvignon Blanc von der Loire und geben dem Wein Spannung ohne unreife, nervige Töne mitzubringen. Forst und Sancerre können so nah beieinander liegen.

- Weine von Gizella kann man im Borstore erwerben
- Weder Borstore noch das Weingut zahlen Geld oder sponsern Wein für diesen Artikel, ich kenne die beiden nicht mal
- Wenn Ihr Punkte wollt, müsst Ihr die selbst vergeben
- Das i ist das herkunftsbezeichnende Suffix im Ungarischen, Tokaji bedeute also soviel wie aus Tokaj oder Tokajer[↩]