Genippt

Champagne Dosnon – Recolte Noire Extra Brut

Karamell und weiße Champignons, schmeckt wie altes Kellergemäuer riecht. Eher rustikal, apfelmostig, Abatebirne, Smarties, leicht reduktiv. Gerbstoff, kraftvoll und körperreich, spannend, nicht sehr fein, dafür viel Stoff. Ein evident ungeschönter Kontext-Champagner und eher ein deftiger Speisebegleiter zur Wurstplatte als ein Aperitif.
Empfehlung!

István Bencze – Furmint 2019

Zitrus, viel Säure, sehr zupackend und säuregriffig. Tafelkreide, Gerbstoff, Johannisbeerkerne, viel oxidierte Granny-Smith-Schale. Sehr komplex und lang, baut Druck auf. Kraft und Nachhaltigkeit scheint nicht von Hefe zu kommen, sondern vom Zusammenspiel der Furmint-typischen Üppigkeit mit reduktivem Ausbau. Nach Tagen im Kühschrank immernoch finessenreich und Kraft. Der aktuell vielleicht beste trockene Wein Ungarns?
Spektakulär!

Szóló – Puro I. 2019

Viel Hefe, klarer Natural-Stil, heller präziser Böckser, leichter CO2-Schleiher. Tolle Kräutrigkeit und Nussigkeit, Senfkörner, Dill, Fencheltee, Erdmandel. Wo Chardonnay mit dieser reduktiven Ausbauweise spitz wird, wird er fett, opulent und cremig.

Empfehlung!

István Balassa – Szent Tamàs 2019

Feuerstein und Holzaromatik. Herrliche Frucht, sehr klassisch, Mango, Mirabelle, Spargel, Sesam. Einer der besten Repräsentanten des neo-klassischen Tokaj-Stils: üppig, säuredurchzogen, speckige Textur und sehr akzentuierte Frucht. Eine Spur zu behäbig auf hohem Niveau.

Empfehlung!

Homonna – Határi 2018

Kühl-rauchig, Kaba, Tafelkreide, Senfkörner. Schönes komplexes Fruchtbouquet, Mirabelle, Zitrus, Kalamansi. Dabei stoffig und kräutrig, druckvoll, Backhefe, Bittertöne, Senfkörner, helle Sojasauce. Sehr spannend.

Empfehlung!

Kreinbacher – Selection 2020

Phenol und Speckstein-Textur. Mirabelle, Spargel, etwas oxidierter Apfel. Eher warme, offene Textur, Alkohol spürbar. Fehlt irgendwann Länge. Für einen drei Jahre alten Basiswein sehr gut geschlagen.

Empfehlung!

Barta – Öreg Király Dúlo 2020

Feuerstein am Anfang, Karamellbonbon wie Markenchampagner, rauchig, gelbe Früchte, Mirabelle. Speckige Textur, cremig, druckvoll, dicht. Wirkt etwas alkoholisch, nicht in der letzten Konsequenz elegant.

Empfehlung mit Einschränkung!

Kikelet – Tokaj Furmint 2020

Sehr cremig, Butter, fast Milch. Dann gute Phenolik, kraftvoll, speckige Textur, eher schwer. Gelbe Früchte, Mirabelle, dann wieder hart. Wirkt sehr wechselhaft, nicht ganz rund, sehr verschlossen und jugendlich. Womöglich zu jung.

Empfehlung mit Einschränkung!

István Szepsy – Úrágya 2018

viel Kakao, Rum, Maracuja, Amaretto. Sehr dicht und konzentriert aber auch zu schwer. Zu behäbig und alkoholisch, fehlt Finesse. Sehr gewollt. Einer der teuersten trockendsten Weine Ungarn. Nicht schlecht aber enttäuschend.

Keine Empfehlung

Duncan Savage – Never Been Asked To Dance Chenin Blanc 2021

Eigensinnige und spannende Mischung aus Karamell und frischen Tomaten in der Nase. Im Mund sehr cremig und buttrig, alte Süßrahmbutter, Honigbrot, sehr evidenter BSA-Ton, Milchbrötchen. Frische Feigen, gelbe Pflaumen, etwas Chenin-Blanc-typische saubere nasse Wolle. Sehr klar, frisch und fein. Sehr viel Holz und dadurch für mich etwas zu kitschig. Mit Luft sehr kurz, etwas zu wässrig und dünn. Mir fehlt die Spannung hinter der Creme, die ich auf diesem Preisniveau erwarte.

Empfehlung mit Einschränkung

Titerok Akaet –Paraje Lanzerote DO 2022

Sehr gemüsig, fermentiertes Tomatenwasser, Olivenlake, Erdmandel, Wermutkraut, salzig. Weit weg von Frucht, dafür mödermäßige Komplexität in der Bitteraromatik: immer präsent, immer grenzwertig, immer treffsicher. Die Zunge verfügt über mindestens 25 verschiedene Bitterrezeptoren und solche Weine spielen das bestens aus.

Empfehlung

Quinta do Poço do Lobo – Bairrada 1995

Perfektes Reife-Säure-Verhältnis, spürbare Reife aber immernoch unglaublich lebendig und agil. Charmante Rustikalität. Sehr griffig.
Empfehlung

Jean-Yves Péron – Pinot Noir Le Charbon 2014

Feine Rote Johannisbeere, helles Rot, zartes aber griffiges Tannin und einen unfassbaren Trinkfluss. Wacholder, Piment, Preiselbeeren und Umami. Haut Gôut, Fleischsaft, Rehragout.
Empfehlung

Winzerhof Linder – Spätburgunder_38 2016

Johannisbeere, Sanddorn und Holundersaft. Sehr leichtes Tannin zwischen zart und dünn. Gekühlt deutlich frischer und zugkräftiger. Jodigkeit und Rauchigkeit wie Katsubuoshi. Graphit, Rauch, Moschus, etwas Duftbaum.
Empfehlung

Julien Labet – Chardonnay En Chalasse 2016

Limette, Johannisbeere, feines Tannin. Sehr animierend und sehr komplex. Straff, jugendlich, vibrierend. Frische Spannung. Sehr feine, grazile Oxidationsaromen, angelaufene Apfelschale, ungeröstete Haselnuss. Faszinierend komplexe Länge.
Spektakulär!

Gizella Pince – Bomboly Furmint 2016

Spritzige limettige Säure und ein zartes Feuersteinaroma, vollreife Mirabellen, Aprikose, Aprikosenkern, Persipan. Dezent grüner Spargel, geschnittenes grünes Holz, Stachelbeere. Viel Spannung, wie eine Mischung aus Pfälzer Riesling und Sancerre.
Empfehlung

Kikelet Pince – Tokaji Hárslevelű 2018

Sehr floral, fast penetrantes Blütenstaubaroma. Faszinierende Mischung aus Leichtigkeit und öliger Mandarinenschale. Expressiv und trinkanimierend aber eher einfach strukturiert, ohne große Tiefe oder Länge.
Empfehlung mit Einschränkung

Albert Morey & Fils – Bâtard-Montrachet Grand Cru 1974

Viel Röstigkeit, Brioche, Buttercreme, Biskuit, Krokant, Zitronenschalenabrieb, fast wie Frankfurter Kranz. Faszinierene Nussigkeit, geröstete Mandeln, Walnuss als Bote einer über die Jahre fortgeschrittenen Oxidation, der sich genial und frech an die sonst eher ruhigen braven Aromen anschmiegt. Viel Frische und fast spitze Säure als Gegenpol zur Nussigkeit.
Spektakulär

Champagne Fleury – Blanc de Noirs Brut

Eher ein barocker Stil, der eine gewisse Schwere mit sich bringt. Viel Fülle, viel reife gelbe Frucht, spürbare Süße. Erst mit der Zeit lösen sich elegantere, grazilere Komponenten von der sonst sehr wuchtigen Cuvée. Ein Wein wie eine Bachkantate, die sich noch nicht gänzlich von allen Altlasten befreien konnte.
Empfehlung mit Einschränkung

Tony Bornard – Triffaut Le Ginglet 2018

Enorme Saftigkeit, die an Zwetschge aber auch an Sauerkirschen erinnert. Zarte Rauchigkeit, karamellisierter Zwetschgenkuchen. Dabei federleicht, mit spitzer Säure und leichtem Tannin. Mit etwas Luft eine betörende Thymian- und Salbeinote, die an den Hustensaft Tussamag erinnert.
Empfehlung

Moret-Nominé – Meursault Les Narvaux 2007

Schöne aber deutliche Reife. Angeschnittener grüner Apfel. Grüne Walnuss, Marzipan, ungeröstete Mandel und eine ganz leichte malzige Note. Kein feiner Wein, eher kraftvoll und brachial. Aber auch unglaublich lang nachhallend, herrlich dicht. Mit einem leichten Grip versehen und aufregend wild, fast schon ungestüm. Verhältnismäßig wenig Holz. Eher kratzig als ölig.
Empfehlung

Emmanuel Brochet – Le Mont Benoit Extra Brut

Unreife Mirabellen, anoxidierten Apfel, frisch geschnittene Champignons, Salzmandeln und eine Spur Honig. Wenig Autolyse-Aromatik aber eine unglaubliche Tiefe, Länge, Schmelz und Cremigkeit. Auf faszinierende Weise cremig und kantig zugleich.
Spektakulär

Claire Naudin – Viola Odorata 2017

einen fast schon unverschämten Trinkfluss. Knackige Sauerkirsche, Rote Johannisbeere und ein Veilchenduft. Zart, tief, sanft aber nicht glatt geschmirgelt. An Tag zwei nochmal eine Spur frischer, komplexer, zügelloser. Zu den kühlen, gedeckten Fruchttönen gesellen sich rauchige Aromen, die nicht an Barriques, sondern an Bleistiftminen erinnern. Dazu kommt eine reife vegetabile Aromatik mit Ähnlichkeiten zu roten Chilis oder geräuchertem Paprikapulver.
Empfehlung

PiRi Naturel – Dornfelder Pét-Nat 2018

Wunderbar frische Hefigkeit und ein breites Mundgefühl, ohne fett zu wirken. Herrliche Fruchtbombe, knallig-frische Pflaumen. Deutlich besser als der Dornfelder-Ruf.
Empfehlung

Domaine Prieur-Brunet – Santenay-Maladière 1er Cru 1974

von einer subtilen Süße geprägt, die magischerweise gleichzeitig süß und nicht süß schmeckt. Leichte Spuren von Leder, Tabak (kein Brett!), Anklänge von Maggi und als Gegenpol eine tolle Frische von klarer fast reintöniger, kirschiger Natur sowie ein recht festes Tannin.
Empfehlung

Michel Gahier – Melon-à-Queue-Rouge La Fauquette 2015

In der Nase reife, dezent geröstete Walnuss, angeschnittener leicht oxidierter Apfel und ein zarter Vanilleton. Im Mund mehr von der rohen, kantigen ungerösteten Seite der Walnuss, straff, adstringent und fordernd. Acetaldehyd, Biss, Komplexität aber auch genug Lässigkeit.
Empfehlung

Janisson Baradon – Champagne Extra Brut

Eingängiger, gefälliger und leckerer Stil. Ein bisschen Mirabelle, ein bisschen Quitte, ein wenig Birne. Nussigkeit zwischen rohen Haselnüssen und gerösteten Mandeln. Zarter Rauch, straffe Säure, leicht herbe Bissigkeit. Ein eierlegender Wollmilch-Champagner.

Empfehlung