Paul Kern

Editor in Schieflage bei Champagner & Schorle

Jean-Yves Péron – Pinot Noir Le Charbon 2014

Feine Rote Johannisbeere, helles Rot, zartes aber griffiges Tannin und einen unfassbaren Trinkfluss. Wacholder, Piment, Preiselbeeren und Umami. Haut Gôut, Fleischsaft, Rehragout.
Empfehlung

Winzerhof Linder – Spätburgunder_38 2016

Johannisbeere, Sanddorn und Holundersaft. Sehr leichtes Tannin zwischen zart und dünn. Gekühlt deutlich frischer und zugkräftiger. Jodigkeit und Rauchigkeit wie Katsubuoshi. Graphit, Rauch, Moschus, etwas Duftbaum.
Empfehlung

Julien Labet – Chardonnay En Chalasse 2016

Limette, Johannisbeere, feines Tannin. Sehr animierend und sehr komplex. Straff, jugendlich, vibrierend. Frische Spannung. Sehr feine, grazile Oxidationsaromen, angelaufene Apfelschale, ungeröstete Haselnuss. Faszinierend komplexe Länge.
Spektakulär!

Gizella Pince – Bomboly Furmint 2016

Spritzige limettige Säure und ein zartes Feuersteinaroma, vollreife Mirabellen, Aprikose, Aprikosenkern, Persipan. Dezent grüner Spargel, geschnittenes grünes Holz, Stachelbeere. Viel Spannung, wie eine Mischung aus Pfälzer Riesling und Sancerre.
Empfehlung

Kikelet Pince – Tokaji Hárslevelű 2018

Sehr floral, fast penetrantes Blütenstaubaroma. Faszinierende Mischung aus Leichtigkeit und öliger Mandarinenschale. Expressiv und trinkanimierend aber eher einfach strukturiert, ohne große Tiefe oder Länge.
Empfehlung mit Einschränkung

Albert Morey & Fils – Bâtard-Montrachet Grand Cru 1974

Viel Röstigkeit, Brioche, Buttercreme, Biskuit, Krokant, Zitronenschalenabrieb, fast wie Frankfurter Kranz. Faszinierene Nussigkeit, geröstete Mandeln, Walnuss als Bote einer über die Jahre fortgeschrittenen Oxidation, der sich genial und frech an die sonst eher ruhigen braven Aromen anschmiegt. Viel Frische und fast spitze Säure als Gegenpol zur Nussigkeit.
Spektakulär

Champagne Fleury – Blanc de Noirs Brut

Eher ein barocker Stil, der eine gewisse Schwere mit sich bringt. Viel Fülle, viel reife gelbe Frucht, spürbare Süße. Erst mit der Zeit lösen sich elegantere, grazilere Komponenten von der sonst sehr wuchtigen Cuvée. Ein Wein wie eine Bachkantate, die sich noch nicht gänzlich von allen Altlasten befreien konnte.
Empfehlung mit Einschränkung

Tony Bornard – Triffaut Le Ginglet 2018

Enorme Saftigkeit, die an Zwetschge aber auch an Sauerkirschen erinnert. Zarte Rauchigkeit, karamellisierter Zwetschgenkuchen. Dabei federleicht, mit spitzer Säure und leichtem Tannin. Mit etwas Luft eine betörende Thymian- und Salbeinote, die an den Hustensaft Tussamag erinnert.
Empfehlung

Moret-Nominé – Meursault Les Narvaux 2007

Schöne aber deutliche Reife. Angeschnittener grüner Apfel. Grüne Walnuss, Marzipan, ungeröstete Mandel und eine ganz leichte malzige Note. Kein feiner Wein, eher kraftvoll und brachial. Aber auch unglaublich lang nachhallend, herrlich dicht. Mit einem leichten Grip versehen und aufregend wild, fast schon ungestüm. Verhältnismäßig wenig Holz. Eher kratzig als ölig.
Empfehlung

Emmanuel Brochet – Le Mont Benoit Extra Brut

Unreife Mirabellen, anoxidierten Apfel, frisch geschnittene Champignons, Salzmandeln und eine Spur Honig. Wenig Autolyse-Aromatik aber eine unglaubliche Tiefe, Länge, Schmelz und Cremigkeit. Auf faszinierende Weise cremig und kantig zugleich.
Spektakulär

Claire Naudin – Viola Odorata 2017

einen fast schon unverschämten Trinkfluss. Knackige Sauerkirsche, Rote Johannisbeere und ein Veilchenduft. Zart, tief, sanft aber nicht glatt geschmirgelt. An Tag zwei nochmal eine Spur frischer, komplexer, zügelloser. Zu den kühlen, gedeckten Fruchttönen gesellen sich rauchige Aromen, die nicht an Barriques, sondern an Bleistiftminen erinnern. Dazu kommt eine reife vegetabile Aromatik mit Ähnlichkeiten zu roten Chilis oder geräuchertem Paprikapulver.
Empfehlung

PiRi Naturel – Dornfelder Pét-Nat 2018

Wunderbar frische Hefigkeit und ein breites Mundgefühl, ohne fett zu wirken. Herrliche Fruchtbombe, knallig-frische Pflaumen. Deutlich besser als der Dornfelder-Ruf.
Empfehlung

Domaine Prieur-Brunet – Santenay-Maladière 1er Cru 1974

von einer subtilen Süße geprägt, die magischerweise gleichzeitig süß und nicht süß schmeckt. Leichte Spuren von Leder, Tabak (kein Brett!), Anklänge von Maggi und als Gegenpol eine tolle Frische von klarer fast reintöniger, kirschiger Natur sowie ein recht festes Tannin.
Empfehlung

Michel Gahier – Melon-à-Queue-Rouge La Fauquette 2015

In der Nase reife, dezent geröstete Walnuss, angeschnittener leicht oxidierter Apfel und ein zarter Vanilleton. Im Mund mehr von der rohen, kantigen ungerösteten Seite der Walnuss, straff, adstringent und fordernd. Acetaldehyd, Biss, Komplexität aber auch genug Lässigkeit.
Empfehlung

Janisson Baradon – Champagne Extra Brut

Eingängiger, gefälliger und leckerer Stil. Ein bisschen Mirabelle, ein bisschen Quitte, ein wenig Birne. Nussigkeit zwischen rohen Haselnüssen und gerösteten Mandeln. Zarter Rauch, straffe Säure, leicht herbe Bissigkeit. Ein eierlegender Wollmilch-Champagner.

Empfehlung

Hessische Staatsweingüter Domäne Bergstraße – Ruländer Trockenbeerenauslese Heppenheimer Centgericht 1994

Anders als die tiefdunkle braune, fast schwarze Farbe vermuten lässt, schmeckt der Wein völlig rein und klar. Keine Spur oxidativer Malzbonbonaromatik, die Weine dieser Couleur häufig aufweisen. Stattdessen Aromen von Zitrusfrüchten, reifer roter Grapefruit, getrockneter Aprikose und eine zarte Aromatik von Sultaninen. Getragen wird der Wein von einer TBA-typisch hohen Säure, die noch keine Anstalten macht, müde zu werden. Ohne Kratzigkeit und auf eine wunderbar ölige Art eingebunden.
Empfehlung

Domaine de la Borde – Terre De Lias 2018

Am Anfang primärfruchtige, Art, die an Sommerbowle erinnert. Mich begeistert aber auch die bittere Kalamansi-Schale, die in diesem violett blaustichigen Rosé mitschwingt. Recht einfach gestrickter, aber wunderbar markanter Rosé, nicht groß aber ehrlich.

Empfehlung mit Einschränkung!

André Vigna – Gevrey-Chambertin 1978

Farbe dunkelrot und leicht violett schimmert, sehr trüb wie ein unfiltrierter Zwetschgensaft. Frische Nase von reifem Steinobst. Im Mund verfallen, malzige Noten, Lutschpastillen der Marke Islamoos, eine leicht modrige Aromatik. Kein Fülle, zwar ist noch eine frische Säure spürbar, der Körper ist jedoch zusammengesackt und müde. Wird binnen Minuten immer schnell schwächer und braunfarbiger.

Keine Empfehlung

Georges Laval – Garennes Extra Brut

Frisch geöffnet recht rund und floral. Mit Luft mehr Präzision und Spannung: Kräutrig, vegetativ, Szechuanpfeffer, knapp reife, grünliche Haselnuss. Kantig, frech und extrem.

Empfehlung

Jacques-Frédéric Mugnier – Chambolle-Musigny 2000

Perfekt balanciert, schmeckt reif aber nicht spröde. Die oft benannte Pinot-Süße, die auf magische Art süß und gleichzeitig nicht süß schmeckt, ist spürbar, genauso eine ebenso magische Säure, die nicht sauer schmeckt. Ausgewogenheit bei gleichzeitiger Spannung, perfekter Easy-Drinking-Stoff für Fortgeschrittene.

Spektakulär

Bibo Runge – Rosé Brut Provokateur

Vom Riesling-Korsett befreit und angenehm herb und kraftvoll. Rosa Farbe, aber auch einen Würzekick durch Rotwein-Dosage. Ein enorm straffer, dezent rauchiger und trotz des ein oder anderen Grämmchen Restzuckers äußerst kurzweiliger Sekt.
Empfehlung

Joern – Riesling Schlossberg 2015

Die Kombination aus viel Holz, viel Gerbstoff und viel Alkohol hinterlässt einen wummsigen Wein, aber doch mit jeder Menge Eleganz und Trinkfluss. Aromen von Zitrusschalen und Bitterorangen, seine kräutrige Noten, trinkanimierend, fast wie ein Wermut.

Spektakulär

Empfehlung mit Einschränkung!

Domaine des Miroirs – Mizuiro Les Saugettes 2012

In der Nase ein leichter Popcorn-Ton, der oft eine Mischung aus zu viel Holz und zu reifem Lesegut andeutet. Im Mund dreht sich der Wein um und gibt eine der großartigsten Aromen-Sinfonien preis, der ich je beiwohnen durfte: Tafelkreide, Meersalz, steinige Austernschalen, weiße Johannisbeere, ein griffiges Tannin, ganz dezent Safran, die sanfte Jodigkeit von pochierten Austern, die süßliche aber kein bisschen zuckrige Honignote, gekochter Meeresschnecken oder Seeigel, eine rasiermesserscharfe, reine Säure.

Spektakulär

Cramele Recas – Orange Natural Wine (Penny Eigenmarke) 2018

Viel Naturwein in der Nase. Hefig, kaum frische Frucht, angelaufene Apfelschale, ein bisschen Zitronendrops. Im Mund dann dünn und kurz. Keine Struktur die der mangelnden Frucht etwas entgegensetzen kann, daher schal, wässrig und schmeckt nach einer Minute im Glas und einer Stunde in der offenen Flasche wie Leitungswasser mit einem Schuss altem Kochwein.

Nicht empfohlen!